Ich habe besseres zu tun als Stundenlang Webkonferenzen zu folgen, ist mein höchstpersönlicher Satz für das Jahr 2020. Und ich hoffe bereits jetzt, dass es Ende 2021 nicht derselbe Satz wieder sein wird. Corona bedingt sind die allermeisten von uns seit März 2020 mehr oder weniger ins Homeoffice «verbannt» und arbeiten von zu Hause aus. Durch diese Veränderung und den dadurch mangelnden direkten Kontakt zu Arbeitskollegen und dem bekannten Arbeitsalltag, haben viele die eigene Prioritätensetzung verloren.
Eine Webkonferenz jagt das nächste Zoommeeting und alle erwarten, dass jeder in jeder Situation zu hundert Prozent dabei und aktiv ist. Auf einmal ist alles superwichtig und man muss den ganzen Tag das Konzentrationslevel hochhalten.
Vorher hatten wir natürliche Mini Auszeiten, die sich über die Jahre hinweg eingebürgert haben. Auf dem Weg zur Arbeit konnte man gedanklich den Tag vorbereiten, das Käffchen mit der Kollegin aus der dritten Etage hat klar gemacht, dass das anstehende Meeting für die eigene Arbeit keine Bedeutung hat. Oder auf der Geschäftsreise konnte man einmal eine Stunde ungestört im Wellness sitzen und das geschehene verarbeiten und für sich selbst kategorisieren.
Mit der neuen Situation ist dieser Schlendrian nicht mehr erlaubt und möglich. Es hat sich eine Erwartung eingeschlichen, die eine permanente Höchstpräsenz, psychisch und physisch voraussetzt.
Doch diese Auszeiten, dieser Schlendrian ist wichtig,
Wenn nicht gar unumgänglich. Zum einen können wir nicht acht bis zehn Stunden super konzentriert sein, zum anderen können wir in konzentrierten Phasen nie die Vogelperspektive einnehmen. Doch genau diese müssen wir einnehmen und eine Situation ganzheitlich erfassen zu können.
Ein Bsp. aus dem Verkauf. Wenn ich ein grösseres Projekt verkaufe, habe ich ab einer gewissen Summe immer mit einem sogenannten Buying Center zu tun. D.h. mehrere Personen von Kundenseite, die alle beim Einkauf mitreden. Natürlich hat jede dieser Personen eigene Interesse und eine entsprechende eigene Agenda.
Wenn ich nun permanent mitten im Getümmel dieses Verkaufsprozesses bin, erkenne ich die kleinen und vermeidlich unwichtigen, in Tat und Wahrheit aber Matchentscheidenden Signale der verschiedenen Protagonisten nicht.
Dafür muss ich mir eine mini Auszeit nehmen. Mir die Situationen in Gedanken nochmal und entspannt im Kopf durchspielen. Möglicherweise die Situation einer anderen Person darlegen, um genau diese Kleinstsignale und Situationen zu erkennen.
In solchen Situationen entscheidet der Schlendrian über Erfolg oder Misserfolg
Solche Auszeiten sind sich Personen, denen die Arbeit im Homeoffice schon lange vertraut ist, bewusst. Das so tun, als ob und sich dabei eine mini Auszeit nehmen ist so selbstverständlich wie der Gang zur Kaffeemaschine im Büro.
Ich erlebe dies brandaktuell als grosser Unterschied zwischen mir und meiner Frau. Sie gehört zur Gruppe «seit März aus dem Büro verbannt». Ich zur Gruppe «Seit bald zwanzig Jahren Homeoffice erprobt».
Während mir die erwähnten mini Auszeiten ganz natürlich von der Hand gehen, musste sich meine Frau Rituale schaffen. Diese Rituale ermöglichen Ihr kleine Auszeiten zu haben.
Am Anfang der Homeoffice Zeit ist sie teilweise nach x Stunden vor dem Computer aus Ihrem Zimmer gekommen. Ohne Pause, ohne Auszeit, einfach durchgearbeitet. Danach war sie während Stunden Müde und hätte schlafen gehen können. Letztlich kein Gewinn. Weder für Sie noch für den Arbeitgeber.
Egal wie Du es anstellst, gönne Dir kleine Inseln. z.B. für ein Schwätzchen mit dem Nachbarn, den Eltern oder sonst jemanden hast. Genauso solltest Du Dir Inseln schaffen, in welchen Du Zeit hast über Gespräche, Situationen, Projekte, usw. nachzudenken.
Das, was früher auf dem Arbeitsweg, im Flieger, im Zug, beim Warten auf den nächsten Termin im Café ganz natürlich und selbstverständlich war, musst Du Dir nun aktiv einplanen.
Ich habe besseres zu tun als Webkonferenzen zu folgen
und stundenlang vor dem Monitor zu sitzen und Webkonferenzen zu folgen
Falls Du Ideen benötigst, wie Du Deine Auszeiten etwas kreativer gestaltest habe ich Dir hier einige Tipps
- Du könntest ein Treffen mit Deiner Community planen. Bei Dir, im kleinen Rahmen oder draussen im etwas grösseren Rahmen
- Du könntest Dir meinen Hund für einen ausgiebigen Spaziergang ausleihen
- Spielst Du ein Instrument? Dann eröffne das nächste Zoom Meeting mit einem kleinen Konzert
- Du könntest einen guten Kunden zu Dir privat zu Kaffee und Kuchen einladen (Bitte gib Dir Mühe und mach den Kuchen selbst😉)
- Singst Du gut? Dann gilt dasselbe mit einer kleinen Gesangseinlage
- Du könntest jemanden von einem gemeinsamen Spaziergang überzeugen
- Wenn Du selbst keinen PoetrySlam dichten willst, um damit die nächste Webkonferenz zu beenden, kannst Du ihn von Sabine Magnet – Poetry to go schreiben lassen
- Du könntest eine/n Künstler/in Anfragen, ob sie/er nach der Pause im Webmeeting 15 Minuten ein Referat halten kann über die Anfänge des Neoliberalismus.
- Oder Du könntest auch einen KundenMagneten Anfragen, ob er in einer kurzweiligen Session etwas über Psychologie und mentale Einstellung im Lockdown und der Homeoffice «Isolation» erzählen will.
Sei kreativ, überrasche Dich und andere und baue Dir neue Rituale, die Dich wieder effizienter werden lassen. Wenn Du noch mehr kreative Ideen benötigst, erreichst Du mich hier.
Dein Zarko – Der KundenMagnet